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Rallyewelt trauert um Björn Waldegard
Seit Freitag, den 29. August, ist die Rallyewelt um einen seiner ganz Großen ärmer geworden. Björn Waldegard verstarb viel zu früh an seinem Krebsleiden.
Er wollte noch zum diesjährigen Eifel Rallye Festival kommen, rief aber eine Woche vorher an und entschuldigte sich. Er habe zu starke Schmerzen im Rücken und müsse ins Krankenhaus, um wohl etwas an der Bandscheibe gemacht zu bekommen. Verstehen könne er das nicht, was auch für ihn bei dem Beruf überraschend war, hatte er doch noch nie Rückenprobleme gehabt. Nun, es war aber leider nicht der Rücken...
Björn fuhr das erste Mal schon bei unserer zweiten Hunsrück Rallye im Jahre 1993 bei slowly sideways mit. Er mochte diese Art der Geschichtspflege und wollte nur ein schönes Wochenende mit netten Menschen und deren schönen Autos verbringen, mehr nicht. Und egal, was wir ihm auch in all den Jahren zum Fahren gaben (teilweise war es schon recht bescheidenes Material), er stellte in seiner bescheidenen Art nie Ansprüche und kam jedes Jahr wieder zu uns.
1993 gab ich ihm meinen Metro und setzte mich daneben. Mit seiner Linksbremstechnik waren recht schnell die Bremsen zu heiß und er sagte nur kurz "Wir haben keine Bremsen mehr, aber das macht nichts" und fuhr einfach weiter. Er trat dann halt öfters auf dem Pedal rum, um noch etwas Druck zu bekommen und trotzdem flogen wir unvermindert quer auf eine Kuppe zu. Ich dachte, jetzt sterbe ich und der Metro ist Vollschrott. Björn aber hatte alles im Griff und mir war klar: diese Jungs sind von einem anderen Stern.
Noch im Winter 2013 überraschte mich Björn bei unserer gemeinsamen Lieblingsrallye, der East African in Kenia. Er war am dritten Tag durch einen vielfachen Überschlag ausgeschieden und anstatt sich schmollend zu verabschieden, bleib er nach einem kurzen Krankenhauscheck noch bei uns und verfolgte die Rallye im Tross als Zuschauer bis zum Ende mit. Das war Björn: bescheiden, zufrieden, ausgeglichen, bodenständig, ohne jede Starallüren. Am liebsten in Ruhe gelassen aber immer dabei und gerne mit einem kalten Bier in der Hand. Auch kam nie ein böses Wort über seine Lippen.
Viele halten ihn für den Besten überhaupt, was sicher eine Definitionsfrage ist, nicht immer und überall der schnellste, aber immer mit Köpfchen unterwegs. Er gewann die RAC, als sie noch blind gefahren wurde, er siegte auf Asphalt und Schotter, im Sommer wie im Winter, beim Sprint und bei der Langstrecke in Afrika war er eine Klasse für sich. Da lächelte er im hohen Alter am neunten Tag der Safari mit weit über 60 noch über die Jungen als er ihnen mal wieder um die Ohren gefahren war und diese vor sich hin stöhnten: "Was ist denn, 85 Kilometer? Eine WP kann doch gar nicht lang genug sein".
So einen gab es nur einmal. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Anita und seiner Familie, die er so über alles liebte.
Reinhard Klein - Eifel Rallye Festival