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Ein Festival aus sechs Jahrzehnten Rallyesport

Es war wieder ein echtes Festival des Rallye-Sports in der Vulkaneifel rund um Daun. Vom knatternden Wartburg über feuerspuckende Gruppe-B-Boliden bis hin zum aktuellen WRC, die gesamte Palette aus sechs Jahrzehnten Rallyesport fand sich in den 160 Fahrzeugen wieder. Beim ADAC Eifel Rallye Festival (20. - 22. Juli 2017) konnte man sogar wählen, entweder man schlenderte durch die Rallyemeile und schaute sich die Boliden in aller Ruhe an oder man fuhr an eine der Wertungsprüfungen und hatte neben dem optischen Genuss der überwiegend quertreibenden Fahrzeuge auch noch den unterschiedlichen Sound aus sechs Jahrzehnten im Ohr.ZehntausendeFans bekamen aber weit mehr geboten. Schon der Welcome-Abend am Donnerstagabend mit dem Open-Air-Rallye-Kino erweckte in beeindruckender Weise das Festival-Motto zum Leben. Die Highlights jeder Dekade wurden mit spektakulären bewegten und bewegenden Bildern des österreichischen Kult-Filmers Helmut Deimel präsentiert. Moderator Markus Stier begrüßte Akteure aus jeder Epoche und entlockte manch spannende Hintergrundgeschichte. Die Spanne reichte vom 80jährigen Gunnar Palm mit ersten Erfolgen in den 60ern bis hin zum amtierenden Vize-Weltmeister Thierry Neuville. Star des Abends war allerdings Ex-Weltmeister Stig Blomqvist. Der 70jährige Schwede gewann in den 60ern seine ersten Rallyes, seinen bislang letzten Sieg errang er 2015 bei der historischen Safari Rallye in Kenia. Alle bekamen für ihre Ausführungen tosenden Applaus.

Begeisterte Teilnehmer
Die Teilnehmer aus den sechs Dekaden genossen das Festival in vollen Zügen. Thierry Neuville machte in Daun einen Zwischenstopp auf dem Weg zum nächsten WM-Lauf in Finnland. "Es hat hier richtig Spaß gemacht, ich hoffe meine Fahrweise hat den Fans gefallen. Ich habe mich jedenfalls sehr bemüht, spektakulär unterwegs zu sein", erklärte der Belgier schmunzelnd. Die Fans dankten:Immer wenn der Hyundai i20 WRC auftauchte, gab es regelrechte Begeisterungsstürme. Nachdem Armin Schwarz seinen Hyundai Accent WRC von 2003 mit Getriebeproblemen stehen lassen musste, wechselte er in einen weiteren Hyundai i20 WRC. "Vielen Dank an Hyundai, dass ich so ein tolles Auto fahren darf. Was mir hier so gut gefällt ist, dass die Rallye mitten in der Stadt Daun stattfindet. Zudem fühlt man sich hier immer herzlich willkommen, ein richtiges Festival eben." Ähnlich äußerte sich Hannu Mikkola, der Weltmeister von 1983, "ich möchte mich ganz herzlich für die Möglichkeit bedanken wieder dabei zu sein. Dies ist einfach eine super Veranstaltung in einer großartigen Atmosphäre." Kalle Grundel, der neben seinen internationalen Erfolgen im Peugeot 205 T16 1985 die deutsche Rallye-Meisterschaft gewann, war nach seiner Festival-Premiere begeistert, "da kommen so viele Erinnerungen an meine Zeit in der DRM zurück. Hier ist es wirklich fantastisch mit einer Wahnsinns-Atmosphäre. Ich will nächstes Jahr unbedingt wiederkommen." Ein Dauergast in der Eifel ist der siebenfache deutsche Rekordmeister Matthias Kahle. Diesmal bewegte er neben dem Škoda 130 RS in der Parade zusätzlich seinen Škoda Fabia R5. "Vor 40 Jahren gewann dieser 130 RS seine Klasse bei der Rallye Monte-Carlo und in diesem Jahr war ein Fabia R5 erfolgreich. So hatte ich hier meine persönliche Zeitreise durch 40 Jahre Motorsport," erklärte Kahle. "Es ist einfach unglaublich, wie viele Fans hier an den Strecken stehen."

Sieger auch ohne Bestzeiten
Strahlende Gesichter gab es beim großen Finale zur Rallye-Party am Samstagabend.
Der Preis für das beste Original-Auto ging an den Toyota 222D von Ernst Kopp. Der Gruppe-S-Testwagen wurde seit 1986 erstmals wieder bewegt und feierte seine Premiere in der Öffentlichkeit. Als bester Nachbau wurde der BMW 2002 aus 1972 von Wolfgang Schröder und Detlef May ausgezeichnet. Der Spezialpreis für besondere Leistungen wurde an die Briten Dave Kedward und Felix Wiseman vergeben. Auf der proWIN-Prüfung durch Sarmersbach bei Nacht glühte der Turbo seines Peugeot 205 T16 E2 derart hell, dass er wie ein ‚Feuerball' durch die Nacht eilte. Als Sideways Star, der ‚quertreibenste' Vorauswagen, wurden Michael Rausch und Marcel Stauch in ihrem Opel Ascona B 16V geehrt. "Es macht mir riesigen Spaß, die Leute zu begeistern", strahlte der Nordhesse. Besonders strahlende Gesichter gab es bei den Belgiern Oliver und Marc Hermans. Von den anwesenden Rallye-Stars wurde ihr Trabant P800 RS ausgewählt und erhielt den Preis für die "Champion's Choice". Als Höhepunkt des Abends folgte die Vergabe des "Rallying Ambassador". Für seine Siege in sechs Jahrzehnten Rallyesport ging diese Auszeichnung an Stig Blomqvist. "Ich hatte jede Menge Spaß an diesem Wochenende und viel zu tun, ich durfte drei verschiedene Autos fahren. Das habe ich regelrecht genossen", ein wahrer Redeschwall für den bekannt wortkargen Schweden. Zu Blomqvists Reaktion auf die Auszeichnung sagte ein Insider schmunzelnd: "Im Rahmen seiner Möglichkeiten war Stig sichtlich gerührt."

Führungswechsel erfolgreich umgesetzt
Der lange geplante Führungswechsel beim Eifel Rallye Festival klappte perfekt. "Das ist aber auch den bisherigen Organisatoren zu verdanken, die im Hintergrund viel mitgewirkt haben. Sie haben uns mit ihrer Erfahrung großartig zur Seite gestanden. Stellvertretend für alle möchte ich hier nur den langjährigen Orga-Leiter Peter Schlömer nennen", sagte Orga-Leiter Otmar Anschütz (Daun), der nun gemeinsam mit Festival-Manager Dr. Tim Becker (Daun) an der Spitze der 800 Helfer steht. "Bedanken möchten wir uns neben den vielen ehrenamtlichen Helfern vor allem bei den Anwohnern von Daun und der Umgebung. Sie mussten durch unser Festival einige Tage Einschränkungen hinnehmen. Vor allem gilt unser Dank den Anwohnern der Rallye-Meile, sie sorgten dafür, dass wir unseren internationalen Gästenhier ein einmaliges Ambiente bieten konnten." Tim Becker ergänzte, "für mich war es besonders eindrucksvoll, in der Leopoldstraße von Daun so viele verschiedene Sprachen zu hören, ein wirklich internationaler Auftritt. Auf den Wertungsprüfungen gab es ganz besondere Momente: Kurz vor dem Start des ersten Fahrzeuges wurden tausende Zuschauer plötzlich mucksmäuschenstill. Alle haben auf den Sound der Rallye-Boliden gewartet. Als die Autos dann vorbeifuhren brach die Begeisterung lautstark los." Becker ergänzte schmunzelnd: "Wie im letzten Jahr versprochen, haben wir auch am Wetter gearbeitet. Seit vielen Jahren gab es endlich wieder ein Festival-Wochenende mit viel Sonnenschein und ohne Regen." Peter Schlömer nutzte die neu gewonnene Freiheit, um gemeinsam mit Martin Kiefer am Samstag seinen Talbot Sunbeam Lotus von 1981 auszuführen. "Es ist wunderschön, mal wieder alles aus der Fahrerperspektive zu sehen. Da sieht man erst, wie viele Fans wirklich an der Strecke stehen."

Am Rande notiert

Downunder will nach Daun
Ganz besonderen Besuch hatte das Festival aus Australien. Der 49jährige Darryn Snooks(Melbourne) nutzte die Reise zu seiner Silberhochzeit für einen Abstecher nach Daun. Mit ‚SlowlySideways' Chef Reinhard Klein unterhielt sich der Besitzer eines historischen Rallye-Nissan über die Voraussetzungen zur Teilnahme am Eifel Rallye Festival. Nun steht der Plan: Als ganz besonderes Geschenk für seinen 50. Geburtstag im kommenden Jahr plant er gemeinsam mit drei weiteren Freunden die Teilnahme am Festival 2018. Der Container zur Verschiffung der vier Einsatzfahrzeuge ist schon gefunden. Vier Fahrzeuge, die Ersatzteile und eine kleine Werkstatt brauchen schließlich ausreichend Platz. Auch der perfekte Stellplatz in der Rallyemeile ist schon ‚gebucht'.

Ein Fricker-Mercedes gibt nicht auf
Harald Demuth und seine Co-Piloten Christian Fellinger und Hanspeter Brömmer brachten den legendären Fricker-Mercedes 190 2,5-16 in die Eifel. Demuth begeisterte die Fans mit dem Sound und den Drifts des bärenstarken Hecktrieblers. Gegen Ende des Shakedown behinderte eine defekte Antriebswelle den Vorwärtstrieb. Nach nächtlicher Reparatur ging es dann auf die Freitagsetappe. Hier war es das Getriebe, welches gegen Ende für ein vorzeitiges Ende sorgte. Auch dieses Problemchen wurde über Nacht beseitigt. Zur Halbzeit der Samstagsetappe beendete ein defekter Keilriemen den sehenswerten Auftritt. "Wir konnten den Wagen nicht mehr rechtzeitig in den Service bringen, um ihn für die Nachmittagsrunde wieder startklar zu machen", entschuldigte sich Demuth bei den Fans. Auch wenn einige Prüfungen fehlten - die Fans belohnten die Kombination Demuth im Fricker-Mercedes mit Szenenapplaus.

Internationales Interesse
Über 110 Journalisten aus 19 Ländern und vier Kontinenten berichteten in Wort, Bild, bewegten Bildern oder im Ton vom Eifel Rallye Festival in die Welt.